Eingangsstufe
Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden; man muss sie auch gehen lassen.
(Jean Paul)
Konzept der Eingangstufe
1. Idee und Ziel
2. Organisation
3. Arbeitsformen
4. Rituale
5. Diagnose, Förderung und Differenzierung
6. Kooperation und Teamarbeit
1. Idee und Ziel
Anknüpfend an die Arbeit im Kindergarten wird auch in der Eingangsstufe in altersgemischten Gruppen gelernt. Da das Leistungsspektrum der Schulanfänger in unserer Schule sehr breit gestreut ist und wir uns besonders um die bestmögliche Förderung der höher begabten Kinder Sorgen gemacht haben, sehen wir in der Einrichtung der Eingangsstufe eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken.
In unserer Eingangsstufe wollen wir sowohl den unterschiedlichen Lernausgangslagen als auch den unterschiedlichen Lerntempi der Kinder gerecht werden.
Auf diese Weise sollen Frustrationen vermieden und Stigmatisierungen des Sitzenbleibens überwunden werden.
Ihren Lernfortschritten entsprechend, bleiben die Kinder ein bis drei Jahre in der Eingangsstufe.
Durch das gegenseitige Helfen und den Einsatz von Wochenplänen und Freiarbeitsmaterialien, fördern wir die Selbstständigkeit und das selbstbestimmte Lernen.
Eine Ausnahme von den altersgemischten Gruppen bildet der Deutsch- und Mathematikunterricht. Nach einer halbjährigen Probephase wurde die Trennung der 1. und 2. Klässler in den beiden Fächern in der Gesamtkonferenz vom 09.06.2010 beschlossen. Dieser Entschluss beruht auf unserer langjährigen Unterrichtserfahrung. Diese hat gezeigt, dass in diesen beiden Fächern eine optimale Förderung und Forderung aller Schüler und Schülerinnen in der altersgemischten Gruppe aufgrund mangelnder Personalausstattung nicht möglich ist. Die bei Einführung der Eingangsstufen vom Land zugedachte Personalausstattung wurde so zurück genommen, dass eine Doppelbesetzung nicht möglich war. Von uns zunächst geplante Doppelsteckungen waren in der Schulpraxis nicht umsetzbar. Die mangelnden Förder- und Fordermöglichkeiten drückten sich in den stark nachlassenden Rechtschreibleistungen der Schüler und Schülerinnen aus. Im Mathematikunterricht konnte die gleichzeitige Einführung der Zahlen und die Erweiterung des Zahlenraumes bis 100 nicht für alle Schüler und Schülerinnen optimal umgesetzt werden, so dass sich auch in diesem Bereich Leistungsdefizite bei einzelnen Schüler und Schülerinnen ergaben. Darüber hinaus beobachteten wir Schwierigkeiten bei der Neubildung der 3. Klasse. Diese Neuzusammensetzung der Schüler und Schülerinnen führte zu erheblichen sozialen Spannungen, die den Lernprozess behinderten.
Durch den Jahrgangsunterricht in den Fächern Mathematik und Deutsch lernen sich die zukünftigen Drittklässler schon vorzeitig als Gruppe kennen, wodurch die spätere Neubildung der 3. Klasse erleichtert wird.
2. Organisation
Unsere einzügige Grundschule hat zwei Eingangstufengruppen. Die beiden Klassenlehrerinnen bilden ein Team, und achten darauf, möglichst viele Veranstaltungen gemeinsam durchzuführen.
Eine der Lehrerinnen unterrichtet in beiden Klassen Deutsch, die andere in beiden Klassen Mathematik. Die übrigen Fächer werden nach stundenplantechnischen Gesichtspunkten aufgeteilt. Wünschenswert und in der Stundenplanorganisation vorgesehen ist Blockunterricht, was aber nicht immer durchführbar ist.
Die Lehrerinnen bleiben für jeweils zwei Jahre in der Eingangsstufe, dann gehen sie mit den gleichzeitig mit ihnen in die Eingangsstufe eingetretenen Kindern in die 3. Klasse.
3. Arbeitsformen
Zum frühstmöglichen Zeitpunkt, spätestens aber nach den Herbstferien, beginnt die Arbeit an Wochenplänen, an Stationen und an Werkstätten.
Hierbei kann ein Kind alleine, zu zweit oder in Gruppen arbeiten. Die Kinder suchen sich ihre Partner überwiegend selbstständig und dürfen sich nach Absprache mit der Lehrerin im Schulgebäude an die dafür vorgesehenen Plätze zurückziehen.
Zur Einführung neuer Inhalte werden leistungsbezogene Kleingruppen gebildet.
Einmal jährlich halten die Kinder Referate, die sie mit einem Klassenkameraden der anderen Jahrgangsgruppe zusammen vorbereiten und vortragen.
Die Bearbeitung des Antolin-Programms erfolgt in Zweier- und Dreiergruppen, wobei sich die Kinder gegenseitig vorlesen und in das Programm einführen.
Im gesamten Unterricht gilt das Helferprinzip. Dadurch, dass die Kinder die Möglichkeit erhalten, anderen etwas zu erklären, festigen sie den Lernstoff.
4. Rituale
- Rituale im Tagesrhythmus
Gemeinsame Begrüßung mit einem Ritual, gemeinsames Frühstück, Betätigen der Pausenglocke durch ein Kind, unterschiedliche Dienste erledigen
- Rituale im Wochenrhythmus
Einteilung der Klassendienste, Montagserzählkreis, Auslosen der Sitzplätze, Lesen mit Leseeltern, Besuch der Bücherei
- Rituale im Jahresrhythmus
Einschulungsfeier, Kartoffeln pflanzen und ernten, Kartoffelfest, Kürbissuppenessen, Adventsfeiern, Weihnachtsfeier, Theaterbesuch, Spielfest, Lesefest, Feldrundgänge, Arbeit im Schulgarten, Kinderkonzert, Schülervollversammlungen nach Bedarf, Projektwochen
5. Diagnose, Förderung und Differenzierung
Diagnose:
- Sprachfeststellung vor der Einschulung
- Dokumentation der Lernausgangslage nach 14Tagen
- Dokumentation der individuellen Lernentwicklung (Deutsch, Mathematik und Sachunterricht)
- Schülerbegleitbögen zum Arbeits- und Sozialverhalten
Förderung:
Ausgehend von der in den Diagnose und Beobachtungsbögen dokumentierten Lernentwicklung, wird ein individueller Förderplan erstellt und gegebenenfalls Förderunterricht erteilt.
Differenzierung:
- Arbeit im individuellen Lerntempo
- Arbeit an Wochenplänen
- Zusatzaufgaben für leistungsschwächere und -stärkere Kinder
- Arbeit in Gruppen (leistungsgemischt, leistungshomogen)
6. Kooperation und Teamarbeit
Kooperation:
Es bestehen Kooperationsvereinbarungen mit unterschiedlichen Einrichtungen. Speziell für die Eingangsstufe ist die Vereinbarung mit dem Kindergarten relevant. Hier sind gemeinsame Dienstbesprechungen besonders wichtig. Außerdem besuchen die zukünftigen Schulanfänger den Unterricht und eine Vorlesestunde der Eingangsstufe sowie das Kartoffelfest.
Darüber hinaus findet eine intensive Kooperation mit den Eltern statt. Die Eltern werden an Info-Abenden umfassend über die Eingangsstufe informiert. Wenige Wochen nach Schulbeginn finden ein Elternabend für die gesamte Lerngruppe und ein Elternsprechtag für die Schulanfänger statt. Es besteht von Seiten der Schule, das Angebot im Unterricht zu hospitieren.
Außerdem werden die Eltern in das Schulleben einbezogen, indem sie einmal wöchentlich als Leseeltern den Lernprozess unterstützen und Bastelnachmittage anbieten.
Teamarbeit:
Die in der Eingangsstufe eingesetzten Lehrerinnen tauschen sich ständig über die Entwicklung der Schüler aus. Elterngespräche werden immer von beiden Klassenlehrerinnen gemeinsam geführt. Elternabende, Feste und Klassenfahrten werden gemeinsam vorbereitet und durchgeführt.
Dadurch erreichen wir, dass die Kinder trotz Lehrer- und Lerngruppenwechsel, Kontinuität erfahren.